CE-Kennzeichnung für Startups: 6 typische Fehler und wie man sie vermeidet

CE-Kennzeichnung für Startups

Die CE-Kennzeichnung für Startups ist oft eine unterschätzte Herausforderung. Wer ohne klare Planung und Fachwissen in die Produktentwicklung startet, riskiert hohe Kosten, Verzögerungen oder gar den Marktzugang. In diesem Beitrag zeige ich die sechs häufigsten Fehler aus meiner Praxis und wie man sie vermeiden kann.

Dirk Leitsch
Dirk Leitsch

Ihr Experte für die CE-Kennzeichnung von Maschinen und Produktionsanlagen.

"Gerne können wir Sie bei der CE-Kennzeichnung Ihrer Maschine oder Produktionsanlage unterstützen."

1. Fehler 1: Der CE-Prozess wird nicht geplant

1.1 Warum die CE-Kennzeichnung kein Nebenprojekt sein darf

In vielen Startups taucht die CE-Kennzeichnung lediglich als Punkt auf einer To-do-Liste auf. Oft wird sie als reines Dokumentationsthema betrachtet, ein Missverständnis, das erhebliche Folgen haben kann. Ohne strukturierte Planung wird der Prozess unkoordiniert angegangen, Ressourcen werden ineffizient eingesetzt und das gesamte Team arbeitet ohne klare Richtung.

1.2 Strukturierte Projektplanung und klare Zuständigkeiten definieren

Ich empfehle, den CE-Prozess als eigenes Arbeitspaket zu behandeln. Dazu gehört die Definition eines genauen Ablaufs für das Konformitätsbewertungsverfahren, die Festlegung der Zuständigkeiten im Team sowie die Einbindung eines Experten, der über die nötige Erfahrung mit CE-relevanten Normen und Verfahren verfügt. So lassen sich Diskussionen ohne Ergebnis vermeiden und die Effizienz im Projekt bleibt erhalten.

2. Fehler 2: Es fehlen Anforderungen, Grenzen und Normen

2.1 Maschinengrenzen und Nutzerkreis frühzeitig festlegen

Ohne definierte Grenzen der Maschine bleibt unklar, welche Risiken zu bewerten sind. In vielen Fällen werden sogar Gefährdungen betrachtet, die gar nicht zum Verantwortungsbereich des Herstellers gehören, oder essenzielle Gefahren werden übersehen. Es muss klar sein:

Wo beginnt die Maschine, wo endet sie?

Wer nutzt sie, wie lange und in welchem Umfeld?

2.2 Relevante Richtlinien und Normen korrekt zuordnen

Neben der Maschinenrichtlinie, bzw. ab 2027 der Maschinenverordnung, gelten häufig weitere EU-Richtlinien wie die EMV-Richtlinie oder die Niederspannungsrichtlinie. Auch die anzuwendenden Normen müssen frühzeitig ermittelt werden. Nur wenn klar ist, welche technischen Anforderungen zu erfüllen sind, kann eine sichere Konstruktion gelingen. Ich empfehle, alle Anforderungen, inklusive Grenzen, Richtlinien und Normen, schriftlich zu fixieren.

3. Fehler 3: Der Aufwand wird massiv unterschätzt

3.1 Typische Fehleinschätzung im Startup – der Dunning-Kruger-Effekt

Viele Startups unterschätzen die Komplexität des CE-Prozesses. Ohne Vorerfahrung wirkt das Konformitätsbewertungsverfahren zunächst überschaubar. Erst im Projektverlauf zeigt sich, wie umfangreich und tiefgreifend die Anforderungen wirklich sind. Diese Fehleinschätzung ist typisch für den sogenannten Dunning-Kruger-Effekt: Man glaubt, mehr zu wissen, als man tatsächlich weiß.

3.2 Zeit, Budget und Kompetenzen im Voraus planen

Der Aufwand für die CE-Kennzeichnung umfasst mehr als eine Risikobeurteilung. Es geht um vollständige technische Unterlagen, Funktions- und Sicherheitsnachweise, Normenrecherche, Prüfungen und interne Schulung. Ich empfehle, vor Projektstart ein realistisches Budget zu kalkulieren, Arbeitspakete zu definieren und intern zu klären, welche Kompetenzen vorhanden sind oder ob externe Unterstützung notwendig ist.

4. Fehler 4: Der CE-Prozess beginnt zu spät

4.1 Risiken erkennen, bevor sie teuer werden

Ein häufiger Fehler besteht darin, den CE-Prozess erst zu starten, wenn die Konstruktion abgeschlossen ist oder sogar schon ein Prototyp vorliegt. Dabei sind konstruktive Maßnahmen zur Risikominderung ein zentraler Bestandteil der Risikobeurteilung. Wer zu spät beginnt, kann keine inhärenten Sicherheitsmaßnahmen mehr einbauen. Teure Nachbesserungen sind dann oft unvermeidlich.

4.2 Konformitätsbewertung schon in der Entwurfsphase starten

Ich empfehle, mit dem CE-Prozess schon in der Entwurfsphase zu beginnen. Sobald erste Skizzen oder CAD-Modelle vorliegen, sollte die Risikobeurteilung gestartet und die Anforderungen definiert werden. Wer frühzeitig plant, spart am Ende nicht nur Zeit, sondern verhindert auch unerkannte Schwächen, z. B. beim EMV-Verhalten oder bei sicherheitskritischen Bauteilen. Idealerweise wird bereits zu Beginn ein externer CE-Experte eingebunden, um den Prozess effizient zu strukturieren.

5. Fehler 5: Wichtige Sicherheitsaspekte werden übersehen

5.1 Funktionale Sicherheit und Performance Level einplanen

In meiner Praxis sehe ich häufig, dass Themen wie funktionale Sicherheit oder Performance Level komplett vernachlässigt werden. Dabei regeln die entsprechenden Normen sehr genau, welche Ausfallsicherheiten elektrische, elektronische oder programmierbare Systeme erfüllen müssen. Wenn z. B. selbstgebaute Platinen nicht redundant oder fehlersicher konzipiert sind, kann dies die CE-Kennzeichnung gefährden.

5.2 EMV-Prüfung, Standsicherheit und vollständige Dokumentation beachten

Auch die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV), die Standsicherheit bei mobilen Systemen oder die Vollständigkeit der technischen Dokumentation werden oft unzureichend berücksichtigt. Rechtssicherheit erreichen Startups aber nur, wenn alle sicherheitsrelevanten Anforderungen normkonform erfüllt und dokumentiert sind. Hier gilt:

Es gibt keine Abkürzung. Jede Lücke kann zum Marktzugangshindernis werden.

6. Fehler 6: Änderungen werden nicht mehr erfasst

6.1 Ohne Änderungsmanagement entsteht Chaos

Gerade in der dynamischen Entwicklungsphase eines Startups ändert sich vieles. Neue Anforderungen, technische Anpassungen oder Erkenntnisse aus Tests führen zu Änderungen an Maschine und Dokumentation. Wenn diese Änderungen nicht konsequent nachgepflegt werden, entstehen verschiedene Versionen von Unterlagen und letztlich Unsicherheit über den tatsächlichen Stand.

6.2 Verantwortlichkeiten klar regeln und Dokumentation pflegen

Ich empfehle, frühzeitig eine Person für das Änderungsmanagement zu benennen. Diese Person stellt sicher, dass jede technische oder funktionale Änderung in der Risikobeurteilung, in Zeichnungen und in der technischen Dokumentation erfasst wird. So vermeiden Sie kostspielige Rückschritte oder rechtliche Risiken. Gerade bei kleineren Startups hat sich zudem ein „Startpilot“-Ansatz bewährt:

Ein CE-Experte erstellt die Ausgangsdokumente, ein interner Mitarbeiter pflegt sie während der Entwicklung weiter, vorausgesetzt, er verfügt über die nötige Zeit und Fachkompetenz.

Kostenloses Erstgespräch zur CE-Kennzeichnung sichern

Sie entwickeln eine Maschine und möchten typische CE-Fehler vermeiden? Wir begleiten Startups und Unternehmen von der Idee bis zur Serienreife mit klarer Struktur, rechtssicherer Dokumentation und praxisnaher Beratung.

Vereinbaren Sie jetzt Ihr kostenloses Erstgespräch und starten Sie mit einem sicheren Fundament in Ihre Produktentwicklung.

"Lassen Sie uns prüfen, ob Sie die Herstellerhaftung übernommen haben und leiten Sie die notwendigen Schritte ein, um Ihre Sorgfaltspflicht zu erfüllen."

Dirk Leitsch

Ihr Experte für CE-Kennzeichnung von Maschinen und Anlagen.

>
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner